Lehrer
Kategorie: Blick auf mein Berufsleben
Die Stellenbewerbungen für meine erste Lehrerstelle richtete ich vorwiegend an Schulen im Berner Oberland mit Mehrjahrgangsklassen. Dort kamen aber in erster Linie „Eingeborene“ zum Zug. Auch mit meiner Bewerbung für eine Gesamtschule (1.-9. Schuljahr) hatte ich keine Chance, da mir die Qualifikation für textiles Werken fehlte.
So bewarb ich mich für die Stelle, in der ich meinen Landeinsatz geleistet hatte und auf eine Stelle im oberen Emmental. Ich wurde dann am selben Abend von der jeweiligen Gemeindeversammlung gewählt; ich entschied mich für das bereits Bekannte. So wurde ich …
Lehrer auf dem Land
… im Badhaus in der Gemeinde Buchholterberg, an einer 5.+6. Klasse. Gewohnt wurde im Lehrerhaus, in einer 4-Zimmer-Wohnung. Mein erster Lohn betrug ausbezahlt um die 1100 CHF (die Wohnungsmiete war Lohnbestandteil), das Geld musste ich beim Gemeindekassier persönlich abholen (zu Fuss 60–90 Minuten, mit Auto ging’s dann einfacher).
Lehrer auf dem Land beinhaltet nicht nur die Arbeit in der Schule, sondern auch Verpflichtungen in der Gemeinde, in den Vereinen: Schützenverein, Verkehrsverein, Skiclub, Langlaufclub mit Langlaufloipe und Volksläufen mit mehreren Hundert TeilnehmerInnen, Altersturnen.
In der Schule konnte ich viele erste Erfahrungen machen und daraus lernen; die Freiräume für Experimente waren sehr gross. Auch die Bandbreite der Begabungen und Ressourcen der SchülerInnen war sehr gross, auch deshalb, weil einige auf den Übertritt in die Sekundarschule verzichteten wegen des langen Schulweges. Deshalb waren schon früh in meiner Lehrerlaufbahn Individualisieren, Epochenunterricht und altersgemischtes Lernen ein absolutes Muss.
Da es in diesem Schulhaus weder Spezialräume noch eine Turnhalle hatte, fand vieles draussen statt. Natur war sehr nahe, in wenigen Minuten waren wir im Wald, Sport machten wir auf dem Pausenplatz und in der Natur, im Winter beim Skifahren.
Auch war es hier möglich, erste Erfahrungen zu machen mit Schulverlegungen, damals keine Selbstverständlichkeit.
Behörden, Eltern und SchülerInnen waren sehr grosszügig im Umgang mit mir, war ich doch auch immer wieder (für längere Zeit) weg: wochen- oder monatelang im Militärdienst, in Fortbildungskursen, bei Sportveranstaltungen (Skifahren, Handball), mit Sportverletzungen.
Dass ich diese „Idylle“ nach zehn Jahren aufgab, hatte mehrere Gründe:
- Ich war unterdessen verheiratet und wir hatten zwei Kinder. Im Buchholterberg gab es damals nur ein sehr rudimentäres Kindergartenangebot; wir wollten unseren Kindern mehr bieten, als hier möglich war. Und wir wollten auch selbst etwas näher an kulturelles Geschehen, Einkaufsmöglichkeiten, öffentlichen Verkehr …
- Die Situation auf der Oberstufe hatte sich eher negativ verändert (Lehrerwechsel).
- Suchen einer neuen Herausforderung.